Ich kann nicht mehr aufhören...
Seit Jahren weiß ich, dass ich widerlich bin. Nicht hässlich, nicht ekelhaft, nicht abstoßend, es ist so schlimm dass ich kaum als Mensch zu erkennen bin. Ich bin völlig grotesk, Mein ganzer Körper ist entstellt. Von meinen abstehenden Ohren, zu meiner Clownsnase, zu meiner winzigen Körpergröße. Vor allem aber bin ich furchtbar fett.
Anfang Oktober wurde es dann so richtig übel, ich bin an einem Tag heimgekommen (war zu dem Zeitpunkt auch unglücklich verliebt) und dann ist mir wieder mal so richtig klar geworden, wie widerlich ich bin. Ich habe in den Spiegel geschaut und fast gekotzt, habe mich gewogen und beschlossen, etwas zu ändern. Ich habe ab diesem Tag wieder angefangen zu trainieren (Calisthenics, Laufen, etc.) und auch aufgehört zu essen, weniger um Gewicht zu verlieren sondern eher um mich für meine eigene Armseligkeit zu bestrafen.
Naja, die ersten paar Wochen bin ich zwischen Wasserfasten (teils 7 Tage am Stück) und täglichen Kalorienwerten um die 600 hin- und hergesprungen. Im November habe ich dann irgendwo gelesen, dass 1200 Kalorien wohl bei kleinen, dünnen, inaktiven Frauen der geringste Wert wäre, von dem man langfristig leben kann. Ich bin männlich, 1.67 klein und 18 Jahre alt. Angeblich sind 1200 also eigentlich zu wenig für mich aber ich hab's trotzdem seit November durchgezogen.
In der Zeit bin ich von anfangs 59kg (extrem fett) zu mittlerweile knapp über 50 (fett) runter, sehen tut man aber keine Fortschritte. Ich habe an zwei Tagen (Heiligabend und Silvester) mein Kalorienlimit überschritten.
Während der Fortschritt beim Gewicht bescheiden ist, habe ich es geschafft, dass mir mittlerweile büschelweise die Haare ausfallen. Mir ist außerdem immer kalt, egal wie heiß es ist. Die ganze Zeit werde ich krank. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, bin ständig gereizt, muss immer an Essen denken und kann mich nicht davon ablenken. Ich sehne mich nach dem Essen, dass ich früher gemocht habe, traue mich aber nicht, es auch nur anzufassen. Ich zähle rigoros alle Kalorien. Wenn ich etwas esse, dass zu viele Kalorien hat, ritze ich mich als Strafe. Ich möchte nicht willensschwach sein. Etwas zu essen wäre ein Bruch der mir auferlegten Diät.
Bisher ist niemandem in meinem Umfeld aufgefallen, dass ich abgenommen habe. Nur meine Eltern finden es seltsam, dass ich weniger esse.
Ich habe mir versprochen, dass ich aufhöre wenn ich ein bestimmtes Gewicht erreicht habe aber jetzt sehe ich, dass ich auch mit einem BMI von 17,9 noch fett bin. Ich habe das Gefühl, dass jetzt aufzuhören zeigen würde, dass ich keine Disziplin habe. Ich habe es auch so weit geschafft, mehr geht immer. Ich habe Angst damit zum Arzt zu gehen. Was wenn man mir nicht glaubt, was wenn ich nicht untergewichtig genug bin?
Wie schaffe ich es da raus zu kommen?
Wie kann ich mich dazu bringen, es nicht als undiszipliniert anzusehen, wenn ich mehr esse?
Wie kann ich wieder damit aufhören mich zu bestrafen?